Wie kannst Du Social Media Marketing möglichst zeit-effizient für Dich nutzen? Hier findest Du konkrete Tipps von 15 Kommunikationsprofis und Marketing-Experten.
Im Rahmen der re:publica 2016 habe ich in einer nicht-repräsentativen Umfrage 25 Besucher zu ihren Problemen und Herausforderungen mit Social Media Marketing im Unternehmen befragt.
Mit den drei am häufigsten gestellten Fragen habe ich mich vor Ort an die Menschen gewandt, von denen ich glaube, dass sie gute Antworten darauf haben.
Eine der wiederkehrenden Fragen bezog sich darauf, dass Social Media sehr viel Zeit beansprucht:
Wie kann ich Social Media Marketing möglichst zeit-effizient für mich nutzen?
Und hier sind die Antworten und Ratschläge von 15 Marketing- und Kommunikationsprofis:
1. Entwickle eine passende Einstellung
Das Wichtigste ist die Einstellung, dass man Social Media nicht einfach nebenbei machen kann.
Diese Meinung vertritt Ivana Baric Gaspar. Sie bloggt auf keencommunication.com über Online-PR und Content Marketing.
Auch Susanne Ullrich, Marketing Director beim Monitoring-Tool Brandwatch, ruft dazu auf:
Blocke Dir eine gewisse Zeit, um Social Media Marketing in Deinen Tagesablauf einzubauen.
Online-Marketing-Coach Katharina Lewald sieht das ähnlich und konkretisiert:
Mach Dir klar, dass Social Media keine Spielerei ist, sondern dass Du es strategisch für Dein Geschäft einsetzen und Dir die Zeit dafür reservieren willst.
Dann habe man nicht ständig dieses schlechte Gewissen nach dem Motto: „Ich spiel’ hier nur rum“ und könne damit sogar noch viel Spaß an der Arbeit haben.
Sie legt nahe, sich eine Eier-Uhr zu stellen:
Überlege Dir, was Du genau tun möchtest, bevor Du in Facebook reingehst. Wenn die Uhr klingelt, machst Du wieder mit Deinen anderen Aufgaben weiter.
Dies stärke Selbstdisziplin und spare Zeit.
Lewald befürwortet, sich nicht von Anfang an auf mehrere Kanäle zu stürzen. Man solle zunächst lernen, einen oder maximal zwei wirklich zu beherrschen.
Auch für Blogger Kai Thrun rührt die Zeitproblematik meist daher, dass man irgendwann mal klein angefangen hat und dann alle Instrumente bedienen möchte. Seine Philosophie ist deswegen, nicht mehr als zwei Netzwerke primär mit exklusivem Content zu bespielen.
Jan Firsching, Autor des Fachblogs futurebiz.de, regt dazu an, sich keinem künstlichen Druck auszusetzen, wenn es darum geht, Anfragen und Kommentare zu beantworten:
Wenn einer abends um neun kommentiert, brauche ich dem nicht mehr zu antworten, sondern antworte am nächsten Tag. Wir sind nicht alle die Deutsche Bahn und müssen in fünf Minuten antworten. Das verstehen die Leute auch.
Auf aktive Zeiten könne man zum Beispiel in der Seiten-Beschreibung bei Facebook hinweisen.
2. Dokumentiere Deine Social Media Strategie
Wenn Du es strategisch angehst und von den Themen her arbeitest, bist Du am Ende wesentlich effizienter.
Dazu rät Vivian Pein. Sie ist Autorin des Fachbuches “Der Social Media Manager”. Man solle das Social Media Ziel mit den Unternehmenszielen verknüpfen und die Themen als essenzielle Bestandteile der Gesamtkommunikation betrachten.
Kommunikationsexperte Christian Müller beschreibt es mit anderen Worten. Auch er empfiehlt, die Sache vom Thema her anzugehen und nicht einfach “etwas für Facebook zu machen”. Die Frage sei, wie das Thema ideal kommuniziert und verkauft werden könne. Man solle schauen, was als Antwort dabei herauskommt und wo man es zum Einsatz bringen vermag. Dies sei auch ein weiterer Weg, um passende Social Media Inhalte zu entwickeln.
Oliver Berger, Consulting Director bei ERFAHRENHEIT setzt bei der Themenfindung auf Social Media Monitoring:
Wenn Du weißt, was Deine Zielgruppe interessant findet, kannst Du gezielt eben diese Aspekte bedienen.
Damit schaffe man auf lange Sicht etwas, dass immer wieder ins Gespräch kommen werde, so Berger.
Die langfristige Zeit-Ersparnis einer Social Media Strategie erläutert auch der Content-Stratege und Blogger Babak Zand:
Die Strategie sagt Dir nicht nur, was Du machst, sondern vor allem, was Du nicht machen solltest.
Dazu kreiere man Workflows, Prozesse, Strukturen, Freigaben und Rollen.
Wenn man diese Rollen dokumentiert, fördert man Gewohnheiten. Gewohnheiten führen zu Einstellungen. Einstellungen führen zu Verhalten.
Indem man dokumentierte Content-Strategien für alle Kanäle im Unternehmen integriere, sei man auf einem guten Weg zu ganzheitlicher Kommunikation. Die Lernkurve führe letztendlich zu einer Zeitersparnis, denn was einmal dokumentiert sei, kann an neue Mitarbeiter weitergeben werden.
Eine Strategie stehe nur am Anfang, so Zand weiter. Danach folge der Prozess des “trial and error” bzw. das “Kröpfchen-und-Töpfchen-Prinzip”:
Das Gute nehme ich mit, entwickle es weiter und konzentriere mich darauf. Was nicht funktioniert nehme ich heraus oder schaue, wie ich es optimieren kann.
Auch diese führe langfristig zu einer Zeitersparnis.
3. Setze einen Redaktionsplan ein
Social Media Manager Marco Jahn von der Berliner Werbeagentur ZEPTER&KRONE empfiehlt zur Organisation von Zielen und Strategien lang- und mittelfristige Redaktionspläne. Zukünftige Themen sollen am besten bereits ein Jahr im Voraus eingetaktet werden.
Auch Unternehmensberater Jens Wiese, Autor vom Fachblog allfacebook.de, plädiert dazu, einen Redaktionsplan für die nächsten 14 oder 30 Tage aufzustellen. Damit ließe sich ein wenig die Hektik herausnehmen und dieses ganze ungeplante “Wir müssen jetzt ganz schnell etwas produzieren und das dauert dann aber doch wieder länger” einfach sparen.
Sein Blogger-Kollege Jan Firsching von Futurebiz sieht das genau so:
Ich würde mich zwingen einen Redaktionsplan zu erstellen, den ich in der ersten Woche des Monats komplett fertig mache. Für den ganzen Monat!
Dann könne man die Beiträge vorplanen und bräuchte sich nicht jeden Tag darüber Gedanken machen, ob man heute noch etwas posten müsse.
4. Nutze Social Media Tools
Für Social Media Spezialist Andreas Schreiber sind Nutzer-Tools der Zeit-Spar-Tipp schlechthin. Damit könne man professionelle Wege gehen, um Prozesse zu gestalten. Man solle dazu die speziellen Tools der einzelnen Netzwerke, aber auch Drittanbieter-Tools für Monitoring, Postings und Redaktionspläne ausprobieren.
Klaus Eck, Geschäftsführer der Content Marketing Agentur d.Tales – Member of Eck Consulting Group, empfiehlt Tools wie Trello, um den ganzen Redaktionsablauf so zu organisieren, dass verschiedene Personen mit eingebunden werden können:
Trello ist wie eine To-Do-List mit der man einfach Themen sammelt, entwickelt und überlegen kann, auf welcher Plattform man die Inhalte ausspielt.
Damit könne man letztendlich ein Konzept entwickeln und festlegen, wie es umgesetzt werden soll.
Babak Zand gibt dabei zu bedenken, dass Tools aus strategischen Überlegungen heraus ausgesucht werden sollten und nicht, weil sie cool sind.
Ivana Baric Gaspar verschärft diese Warnung und behauptet, dass nicht alle verfügbaren Tools auch tatsächlich Zeit sparen:
Manchmal verbrauchen die Tools zum Einarbeiten mehr Zeit, als dass man sich einfach einen ordentlich Plan zusammenstellt und sich daran hält.
Auch Stephanie A. Kowalski, Brand-Ambassador für das Social Media Management Tool Hootsuite, räumt ein, dass einige Tools zwar zunächst Einarbeitungszeit benötigen. Im Nachhinein lohne sich diese Extra-Investition aber, um wirklich Zeit zu sparen. Zum Beispiel Social Media Dashboards wie Buffer oder Hootsuite, die das Managen von mehreren Kanälen vereinfachen.
5. Profitiere von bereits kuratierten Inhalten
Kowalski ist der Meinung:
Um bei der Recherche Zeit zu sparen, kannst Du Dich für branchen-relevante Newsletter anmelden oder Dir Google Alerts für Deine Keywords einstellen, um zu beobachten, was in Deiner Branche gerade los ist.
Auch Johannes Lenz, Corporate Blogger bei der Starcom Mediavest Group Germany, verweist auf Experten in der eigenen Branche, die passende Inhalte im Netz kuratieren:
Wenn Du wissen möchtest, was momentan interessant ist oder spannende Beispiele suchst, dann wirst Du oftmals schnell fündig und sparst Zeit.
Fazit
Natürlich braucht gutes Social Media Marketing seine Zeit. Wer dessen Vorteile für sich nutzen will, muss auch etwas dafür tun. Die passende Einstellung dafür an den Tag zu legen und der Sache eine gewisse Priorität einzuräumen, ist ein guter und wichtiger Anfang, um nicht in Stress zu geraten.
Eine große Ersparnis bringt das Bewusstsein, nicht auf allen Kanälen eine aktive Präsenz pflegen zu müssen. Ein bis zwei Netzwerke reichen für den Anfang vollkommen aus.
Wer dabei nicht in die Falle tappt und sich durch Social Media von der Arbeit ablenken lässt, kann wiederum einiges an Zeit sparen. Ein gezieltes Vorgehen und eine Eier-Uhr erweisen sich dabei als äußerst nützlich.
Wer am Anfang die Zeit investiert, sich eine Strategie zurechtzulegen, läuft weniger Gefahr, sich im Social Media Dschungel zu verirren und bleibt auf einem messbaren Weg zum Erfolg. Das spart auf Dauer nicht nur viel Zeit, sondern auch Geld.
Ein probates Hausmittel zur Organisation der Aufgaben und Prozesse ist ein Redaktionsplan. Mit diesem können Inhalte auf lange Zeit im Voraus geplant und in Arbeitsblöcken bearbeitet werden. Damit wird der tägliche Stress umgangen, etwas posten “zu müssen” und gleichzeitig jede Menge wertvolle Zeit gespart.
Auch Online-Dienste und Social Media Tools können dabei helfen, verfügbare Zeit effizienter zu nutzen. Die Möglichkeiten reichen u.a. vom Monitoring der Marke und Netzwerke, der Strategie- und Redaktionsplanung bis hin zur Recherche von Inhalten und dem automatisierten Veröffentlichen von Beiträgen. Jedoch muss auch hierfür oftmals erst in die Einarbeitung investiert werden, um später davon profitieren zu können.
Hast Du noch einen Zeit-Spar-Tipp, den Du gern ergänzen möchtest?
Ich freue mich auf Deinen Kommentar.
Wenn Dir dieser Beitrag gefällt, teile ihn bitte in Deinem Netzwerk:
Klick-für-Klick Anleitungen zum zeit-effizienten Social Media Marketing teile ich in meinem Video-Kurs:
Sebastian Riehle
Neueste Artikel von Sebastian Riehle (alle ansehen)
- Interview mit Sebastian Riehle: Messenger Marketing & Social SEO - 27. Dezember 2019
- Warum Facebooks Zukunft im Messenger liegt 💬 - 11. November 2019
- Lead-Generierung B2B: Einsatz von Facebook Messenger Chatbots - 27. Mai 2019
Josef Rankl says
Toll, fast alle meine Lieblingstools sind dabei. Nur „Pocket“ fehlt. Ohne mein Online-Notizbuch könnte ich meine Social-Media-Architektur nicht stabil halten.
Sebastian Riehle says
Danke Josef für diese gute Ergänzung. Pocket nutze ich tatsächlich auch sehr gern. Vor allem bei meiner offline Blog-Lektüre, wenn ich in der Berliner U-Bahn unterwegs bin…
Als Notizbuch nutze ich eher Evernote.
Viele Grüße
Sebastian
Natascha says
Klasse Beitrag, Sebastian, Dankeschön. Auch heute noch sehr nützlich und aktuell.
Viele Grüße, Natascha
Sebastian Riehle says
Freue mich, wenn ich helfen kann 🙂
Liebe Grüße
Sebastian